Die Zeit rennt. Manchmal hat man jedenfalls das Gefühl sie würde es tun. Meist kann man sie neben sich sehen, wie sie ohne Anstrengungen mit dem eigenen Tempo mithält und oft ist sie sogar so schnell, dass man nur noch unscharf ihren Rücken erkennen kann. In seltenen Momenten des Lebens jedoch (ver)geht sie langsam und bleibt weit hinter einem selbst zurück. In ganz glücklichen oder traurigen Augenblicken, bleibt sie sogar so weit weg, dass man sich gewiss ist, es würde sie gar nicht geben.( was ja auch wahrscheinlich so ist, anm.d.Red.)
Bei mir hat sie erst nach einigen Anlaufsschwierigkeiten gut mitgehalten und lief eine Zeit lang mein Tempo. Gerade jedoch habe ich das Gefühl sie hängt mich schlicht weg ab und ich habe keine Chance mehr hinterherzukommen. Es sind schließlich schon fast 3 Monate vorbei und damit schon fast die Hälfte meiner Zeit hier, aber ich bin optimistisch sie wieder einzuholen. Schließlich muss jeder mal rasten. Auch die Zeit.
So nehme ich die fast-Halbzeit ( wenn ich mit diesem Brief fertig bin wird es wahrscheinlich eine nach-Halbzeit sein) zum Anlass mal wieder ein paar Zeilen an euch zu richten und euch von meinen Erlebnissen hier zu berichten. Eine kleine Zwischenbemerkung hatte ich schon eingefügt, einen Moment in dem ich die Zeit weit hinter mir wussteJ. Nun ist langsam wieder die Alltagsroutine eingekehrt, wenn man diese doch so andere Alltagsroutine, auch als solche bezeichnen kann, aber ich will mich schließlich nicht in Wortklaubereien verlieren. Deswegen ersteinmal zu zwei Ereignissen der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit. (Wobei ich gerade feststelle, dass das Zweite noch ne Weile braucht und ich das erste schon mal reinstellen werde, na ja noch häng ich der Zeit eben ganz schön hinterher. J) Also viel Spass beim Lesen von:
André der Imker:
Eines schönen Tages, die Sonnenstrahlen kitzelten das Dach meiner Hütte, so dass das Wellblech vor Lachen nur so knarzte, klopfte es an meiner Tür. Ich hatte es mir gerade in der frischen Kühle meiner Hütte gemütlich gemacht und genoss den Luftzug der durch das Fenster segelte. Pia war gerade zu einem Seminar ihres weltwärts-Programms in Kampala und ich genoss damals noch den Status eines Besuchers. Besucher dürfen hier nämlich keinen Finger krümmen, und auch ich der hier ein halbes Jahr arbeiten sollte, hatte diesen Status für die ersten 2 Wochen „aufgedrückt“ bekommen. Dies hat zwar auch einige Nachteile, wie dass man die Küche nicht betreten darf(obwohl man doch hinter die Geheimnisse kommen möchte, die dort schlummern), dass alle nur freundlich, aber nicht so direkt ehrlich sind wie sonst( „du bist ja fett geworden“, „wenn die Leute dich auslachen, dann lachen sie nicht über dich, sondern über deine Hose“,etc.), und das man sich im Großen und Ganzen sehr bemuttert vorkommt( nichts gegen dich Mom). Im Nachhinein betrachtet, war dies jedoch eine Spitzenzeit, keine Berge die gehässig auf einen warten, wenn man mit dem Fahrrad auf sie zuschleicht, kein Essen, dass man jeden Abend im Dämmerlicht selbst zubereiten muss und kein beissendes schlechtes Gewissen das hinter jeder Ecke wartet, wenn man mal gemütlich mitten am Tage in einem Buch schmökert.
Jedenfalls klopfte es und Flora stand vor meiner Tür. Den Namen konnte ich mir schon zum Anfang gut merken, obwohl das mit dem Namensgedächtnis nicht so meine Stärke ist, da Flora ein Energiebündel von Weib ist. Ich benutze für gewöhnlich das Wort Weib nicht so oft, aber an dieser Stelle fällt mir einfach kein anderes ein. Flora eine typische Ankole – Frau, Ende der dreißiger, etwas fülliger und immer ein Lächeln und einen Scherz auf der Lippe, stand nun vor meiner Tür und hatte nach den üblichen Floskeln – wasi ota? (How are you), ndyaho (i am fine) schon meine Hand in ihrer (Körperkontakt is hier anna Tagesordnung, auch zwischen Männern!*1) und fragte mich wo denn Poline(Pia) sei. Ich sagte ihr, dass sie in Kampala sei und fragte, welches Anliegen sie denn habe. Angucken.Daraufhin erklärte sie mir, dass es Zeit sei den Honig zu ernten und sie dies immer mit der Frauengruppe Rukararwes machen würden, ob ich nicht Lust hätte dabei zu sein.
Ich sagte ich hätte kein Interesse, was soll ich mir denn so nen paar Brummbienen reinziehen, könnte ich mich ja gleich in Ameisenhaufen setzen.
Dies hätte zumindest meine Antwort sein können, wär ich in meiner Jugend ein wenig anders gepolt worden. So aber, pochte innerlich mein Herz, und ich bejahte die Frage mit einem von Innen kommenden Lächeln aufrichtig.
Also gingen wir zu den anderen zwei Frauen die schon im Schatten eines kleinen Avocadobaumes auf uns warteten. Dort angekommen wurde noch ein wenig rumgealbert, wohl meist über mich, aber es muss ja nicht immer von Nachteil sein die Sprache der Leute hier nicht zu verstehen. Nach dem wir unsere Calypsokenntnisse miteinander ausgetauscht und uns auf einen gemeinsamen Tanz in ihrer Schule, Flora ist nämlich Lehrerin, zusammen mit ihren Schülern geeinigt hatten, kamen nach und nach die anderen Teilnehmer unserer Honigexpedition. Unter ihnen Robert, der humpelnde Nachtwächter, dessen Fleiß mich jeden Sonntagmorgen um 8, wenn er den Rasen genau hinter unserem Haus mäht, jedesmal von neuem überrascht, Nelson einer der Mitarbeiter der Baumschule, der am Wochenende seine Identität in die eines Studenten wandelt, sowie der Bienenkönig.
Der Bienenkönig ist ein unscheinbarer, nicht schmächtiger aber auch nicht kräftiger Mann, den ich zum ersten Mal an diesem Tag sah und danach auch nur noch einmal. Es sei mir deswegen verziehen, dass ich mich nicht mehr an seinen Namen erinnern kann und selbst wenn ich ihn wüsste würde er für mich immer nur der Bienenkönig bleiben, aber dazu später mehr.
In dieser Besetzung machten wir uns also auf Richtung Wald, nur der Bienenkönig ging nochmal irgendwohin um irgendetwas zu besorgen...wie gesagt mangelnde Sprachkenntnisse. Also gingen wir durch die von Moos bewachsenden steinernden Terassen der Baumschule, teilweise mit Stecklingen und kleinen Bäumchen der verschiedensten Arten gefüllt, teilweise leer und verlassen, wie eine Stadt des wilden Westens, nach dem der Goldrausch weitergezogen war. Das Luft war warm trocken und dennoch angenehm, da ab und zu ein leise Brise die Baumwipfel streichelte. Das Geäst und die trockenen Blätter knackten und raschelten unter unseren Schritten während wir dem sich durch den Wald schlängelnden Pfad folgten. Eine ganz andere Atmosphäre als jetzt in der Regenzeit, wo jeder Schritt durch das Moos und die nasse Erde abgedämpft wird. So gingen wir vielleicht 10 Minuten bis wir an eine Ecke des Wäldchens gelangten, an der ich komischerweise noch nie zuvor war und das, obwohl es eben wirklich nur ein Wäldchen ist.
Nun tauchte auch wieder der Bienkönig auf, der in diesem Moment noch noch gar keiner für mich war. Bei sich trug er einen Holzkoffer in der größe eines gewöhnlichen kleinen Reisekoffers der 70er. Ich fragte mich nun voller Neugier, was denn wohl in diesem Koffer sein mochte und die Spannung stieg, als sich herausstellte, dass niemand der anwesenden Personen einen Schlüssel für das Schloß besaß, welches das Geheimnis des Koffers hütete. Nach einem Telefonat stellte sich heraus, dass die Person, die den Schlüssel hatte soweit weg war, das es pragmatischer war den Kofferboden aufzustemmen. Durch die immer größer werdende Lücke offenbarte sich schließlich das Geheimnis des Koffers. Zum Vorschein kam ein Strohhut, der überspannt war mit einer Art Moskitonetz, sowie ein kleiner Ofen der aussah wie eine Mischung einer Miniatur eines Eisenbahnschornsteins mit einem Blasebalg und etwas Holz ohne Rinde. Klar hätte ich mir ja denken können, dass sie nicht ohne Zubehör auf die Killerbienen zu gehen um ihren lange und hart erarbeiteten Honig zu stehlen.
Nun wurden die Vorbereitungen getroffen. Die Frauen sammelten umliegende trockene Zweige und Äste auf, während der Bienenkönig probierte, das Holz welches in dem Koffer gewesen war in dem Miniaturofen zum Glimmen zu bekommen. Mit dem Gehölz wurde nun ein Feuer entfacht und aus dem Ofen quollen mittlerweile dicke Rauchschwaden die langsam in den Wald schwebten und sich nach und nach auflösten. Der Bienenkönig entzündete eine Sportsman ( ja so heissen hier tatsächlich die Kippen) am Feuer während Flora den Hut aufsetzte. Da das „Moskitonetz“ schwarz war, sah sie mit dem Strohhut aus wie eine Witwe die auf einer Karibikinsel gestrandet ist. So gewappnet gingen die beiden zu den Bienenstöcken. Diese sahen einfach nur so aus wie Kindersärge die auf dicken Ästen stehen, wobei die Öffnung nicht oben war, sondern an der schmalen Seite vorne. Sie waren geschützt mit Wellblächern, um sie vor dem Monsunartigen Niederschlag der Regenzeit zu schützen. Nun leuchtete mir auch der komische Ofen ein. Betätigte man den angebrachten Blasebalg, ergoss sich dicker Qualm aus der vorderen Öffnung.
So schritten also die Karibikwitwe und der Bienenkönig, umgeben von einer dicken Qualmwolke, behutsam zu den kleien Kindersärgen vor. Dort angekommen fing der Bienenkönig an, den ersten kleinen Holzkasten einzunebeln. Auf einmal begann ein Brummen, wie ich es zuvor noch nie gehört hatte. Ein Brummen so laut dass es den ganzen Wald erfüllte. Man konnte förmlich die Vibrationen der tausenden kleinen Flügel auf der eigenen Haut spüren und ich erinnerte mich an die Geschichten die mir ein Freund hier erzählt hatte: „Die Bienen sind hier viel agressiver, als unsere in Europa. In Deutschland kann ich ohne Schutz und Probleme die Waben aus den Stöcken lösen, die afrikanische Bienen aber sind gefährlich und ich würde mich nicht ohne professionelle Schutzkleidung in die Nähe der Bienenstöcke wagen“
Währenddessen sassen wir weiterhin am Feuer, dessen Wärme die Begierde entfachte, sich doch so vieler Klamotten wie möglich zu entledigen. Vo dort aus betrachteten wir die ca. 10 m entfernte Szenerie ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Überall kamen Bienen.
Sie flogen um die Witwe und um den König, setzten sich zu Tausenden auf die Wellblächer und stiegen auf in die Luft, auf der Suche nach einem Atemzug Sauerstoff. Es wurden immer mehr. Ich betrachtete, schon vom Zuschauen von Panik ergriffen, den König. Er stand lässig, die Kippe halb schräg im Mundwinkel den Blasebalg mit beiden Händen betätigend und betrachtete die Bienenmigration seelenruhig. Flora daneben mit schon etwas mehr Respekt in ihren Augen, die hinter ihrem Moskitonetz nur schwer auszumachen waren. So ging es nun eine knappe Viertelstunde lang. Es kamen immer mehr Bienen aus dem Stock und es wurde immer mehr Rauch in die Holzkisten hineingeblasen. Der Mann kam zwischendurch nur einmal kurz zum Feuer, um sich eine neue Kippe anzuzünden, die er wie die vorige konsequent auf Backe rauchte. Er war bis dahin eh die erste Person gewesen, die ich mit einem Glimmstengel im Munde sah.*2Nun waren die Bienen soweit betäubt, dass Flora die rostige Panga (Machete*3) und den mitgebrachten Eimer nahm, um nach und nach die Waben von den Holzkisten abzulösen und sie in den Eimer zu tun. Der transparent-golden schimmernde Honig floss die Waben, die aussahen wie zerknittertes, vergilbtes Papier dem doch eine gewisse Ordnung innewohnte,entlang. Dicke, zähfliessende Tropfen des güldenden Honigs fielen auf den Laubbedeckten Boden und lockten sogleich unzählige Bienen, Ameisen und andere Insekten an. Die Waben fielen zugleich mit einem sanften Geräusch in den Eimer, auf dessen Grund sich sofort ein kleiner Honigsee bildete. Die Bienen indessen, wild ausser sich, um ihren Vorrat der letzten 6 Monate gebracht, flogen weiterhin laut summend um die Räuber. Diese jedoch, nur geschützt durch eine gelegentliche Rauchdusche und ein altes Moskitonetz, blieben weiterhin ruhig ohne den geringsten Anflug von Panik. Nur Flora, zuckte ab und zu ein wenig zusammen, woraufhin eine Wolke dicken Rauches in ihre Richtung geblasen wurde.
Nun dies sah alles so einfach und natürlich aus, dass ich nicht nur dumm rumstehen sondern auch mit helfen und anpacken wollte. Während sie von einem Stock zum anderen gegangen waren, hatte ich mich auch immer wieder ein Stück genähert, war dann aber, nach dem Bienen auf mich zugeflogen kamen, wieder zurückgewichen. Dabei konnte ich beobachten mit welcher Lässigkeit der Bienenkönig vor sich ging. Er war die Ruhe in Person, während er einen Stock nach dem anderen öffnete. Bienen bedeckten seinen Nacken, sein Hemd und eigentlich seinen ganzen Körper. Diese schob er jedoch sanft mit seinen rauen Händen beiseite, als wäre es das normalste der Welt. Für jemanden wie mich, der schon bei der kleinsten Wespe panisch zusammenzuckt und wild um sich schlägt einfach bewundernswert.
Doch fest entschlossen etwas an diesem Tag zu lernen, fragte ich ob ich denn nicht helfen könne. Flora die unter ihrer warmen Kleidung und in ihren Gummistiefeln, der Bienenkönig trug nur die typischen aus Autoreifen hergestellten Sandalen, schon schwitzte, nahm dankend an. Also schob ich mein Rastahalstuch unter meine Kopfbedeckung und näherte mich dem Schlachtfeld. Durch den hauchdünnen Stoff konnte ich gut sehen, wie sich der Wald in das Licht langsam untergehende Abendsonne tauchte und die letzten Strahlen die Baumwipfel sanft streichelten. Da ich durch den gelben Teil meines Rastatuches schaute, verstärkte sich dieser Effekt noch. In dieser Atmosphäre näherte ich mich dem Schlachtfeld. Meine Aufgabe war es nun den Ofen und somit den Blasebalg zu bedienen um die Rauchschwaden in den Stock des Feindes/Freundes zu jagen.
Ich war mir schon die ganze Zeit nicht im Klaren, ob ich die fleissigen Bienen eher als Freunde oder Feinde betrachten sollte. Einerseits schenken sie uns den Honig, der so lecker schmeckt, so gesund gegenüber dem aus Rohr gewonnenden Zucker ist und sogar als Medizin Wunder wirken kann. Andererseits schenken sie uns den Honig ja nicht wirklich und wir müssen gegen sie kämpfen, um ihn zu bekommen, da es sie harte Arbeit gekostet hat, diesen zu produzieren. Ich würde auch nicht gerne schwere Pollen von Baum zu Baum fliegen, um sie dann schließlich im Stock zu lagern, nur damit nen paar Riesen kommen, um mir die Arbeit meines halben Lebens kaputt zu machen. Ich würd ja gerne freundlich mit ihnen reden und vielleicht gegen ein neues Handy tauschen, aber dazu leben wir auf zu verschiedenen Levels. So wird es in manchen Bereichen wohl immer Krieg und Betrug geben und Feinde die aus der Natur der Sache entstehen. Ich will den Honig und die Biene wird diesen zur Not mit ihrem Leben verteidigen. Frieden kann es in dieser und in manch anderen Beziehungen deswegen vielleicht niemals geben.
Mit diesem unsicheren Gefühl kam ich also meinem ersten Bienenstock näher. Ich begann nun den Blaseblag langsam zusammen zu drücken und auseinander zu ziehen. Es ist nämlich gar nicht so einfach einen glühend heissen Ofen an kleinen Holzgriffen zu halten und gleichzeitig den Balg zu bedienen. Der Rauch entwich in dicken Schwaden und umhüllte den Holzkasten und das Wellblech. Das Summen wurde langsam aber merklich lauter und die ersten Bienen verliessen ihr Netz. Die meisten jedoch blieben standhaft im Kasten, fest gewillt ihren Honig und ihre Kinder zu verteidigen. Der Bienenkönig deutete mir an, dass er nun die Klappe öffnen werde. Meine Aufgabe bestehe dann darin, soviel Rauch wie möglich in den dunklen Kasten zu blasen. Ich stand direkt vor der Klappe, bereit jeden Moment energisch auf den Balg zu drücken. Der Bienenkönig schob den den Hebel zurück und die Klappe öffnete sich. Ich blies soviel Rauch wie ich konnte.
Bienen kamen mir zu hunderten aufs Gesicht zugeflogen, welches nur durch ein ein halben Millimeter dickes Tuch geschützt war. Mein Herz pochte wie wild doch ich probierte ruhig zu bleiben...und es gelang mir die unglaubliche Ruhe die der Bienenkönig ausstrahlte schien ein wenig auf mich abzufärben und ich ließ die gesamte Bienenkolonie auf mich zu fliegen. Sie sahen aus wie Miniaturraumschiffe, die sich hektisch ihren Weg durch die dicken Rauchschwaden bahnten. Entgegen meiner Erwartung waren sie nicht auf Angriff aus, sondern wahrscheinlich nur nach einem Funken Sauerstoff, der sie von ihrem berauschten und betäubten Dasein erlöse. Als der Stock fast leer war und sich fast alle Bienen auf dem Wellblech gesammelt hatten, brach der Bienenkönig, die selbst im dunklen Rauch, schimmernden Waben heraus, um sie in den mittlerweile reichlich gefüllten Eimer zu legen.
Und nun als wäre seine Fähigkeit zur Bewahrung der absoluten Ruhe nicht schon genug, ihn zum König des Honigs und der Bienen zu berufen, fing er an mit seinen schwarzen, leicht von Hong bedeckten Fingern in den Bienen rumzuwühlen, die zu Hunderten auf dem Wellblech aggressiv vor sich hin brummten. Er schob eine nach der anderen bei Seite, als wäre es das normalste der Welt. Schließlich nahm er eine mit den Fingern, tat sie aber wieder bei Seite, und fuhr fort, die Bienen mit seine Fingern zu durchstreifen. Dann pickte er sich erneut eine heraus und zeigte sie Flora, die sich inzwischen wieder genähert hatte, und mir und erzählte etwas auf Runyankole. Flora übersetzte mir dann, dass dies die Königin des Stocks sei. Seit diesem Moment ist dieser Mann für mich nur noch der Bienenkönig, denn wer sonst, wenn nicht der König, hat das Recht die Königin aus ihrem Volk herauszuholen um sie uns vorzustellen.
Während der ganzen Zeit naschten wir von dem Honig, wie es sonst wohl nur Bären tun. Jeder nahm sich wie er Lust hatte. Ein wunderbares Gefühl. Man bricht sich ein kleines Stüpck Wabe von etwa 3x3 cm ab und sieht zu, es so schnell wie möglich in seinen Mund schieben, da der süßlich, kräuterlich frische, rauchige Honig sich, über die Hand fließend seinen Weg bahnt. Ist die Wabe dann im Mund: Geschmacksexplosion, als würden sich alle Pollen der doch so verschiedenen Pflanzen in einem Geschmack vereinen. Mangoblüten, Jackfruit, Avocadopollen, Maracuya und unzählige andere Pflanzen die eine einzigartige Komposition ergeben, vereinigt in dem süßen Honig der immer noch eine kleine rauchige Note von der Honigjagd enthält. Man kaut dann auf den Waben rum und jedesmal scheinen anderere Geschmäcker aufzutauchen, die nur durch die Süße des Honigs vereinigt werden. Diese Gefühl hält dann noch lange nach, wie bei einem Zug von einem guten Joint. Der Wachs wird dann ausgespuckt und man greift wie ein Opiumsüchtiger automatisch zum nächsten Stück. Das geht so lange bis einem leichte und irgendwie auch angenehme Bauchschmerzen plagen.
Als wir fertig waren, war es mittlerweile Dunkel geworden. Nun wurden die erstklassigen Waben, von dem Rest getrennt und zur Honigproduktion für Rukararwe zurückgelassen. Den Rest teilten wir fair untereinander auf, und jeder ging mit einem vollen Honigbauch und einem Honiggrinsen auf dem Gesicht zurück nach Hause.
Zu hause angekommen, rührte ich meinen Teil in einem Topf zu einem weißlich goldenen Brei. Diesen legte ich dann in ein feines Sieb. Nun musste ich noch die Nacht durch warten und am nächsten Tag hatte klein André seinen ersten selbstgemachten Honig...und wenna nich gestorben ist dann fährt er morgen nach Ruanda um sein Visa zu verlängern, Vulkane zu sehen und endlich mal baden zu gehen.
*1 trotz dem engen Körperkontakt zwischen Männern herrscht hier eine Schwulenfeindlichkeit, die man sonst bloss von Nazis oder Dancehallliedern(die deswegen aber immer noch musikalischen Wert haben, sorry) kennt. Teile der Regierung wollen gerade ein Gesetz entwerfen, was den homosexuellen Kontakt zu unter 18 Jährigen unter Todesstrafe stellt, sowie schwul sein mit lebenslänglich bestrafen will. Wenigstens letzteres scheint zum Glück wegen dem Druck der internationalen Gemeinschaft nicht realisierbar, obwohl die Mehrheit der Abgeordneten dafür stimmen würde.
*2 Rauchen ist hier im Gegensatz zum Trinken sehr verpönt. Man geht meist ein Stückchen abseits wenn man in der Öffentlichkeit eine raucht...und das obohl die Kippenindustrie mit Preisen von 30 cent(Safari) bis ein Euro(Pall Mall) alles probiertdie Leute zu animieren.
*3 wird hier zu allem benutzt, ob nun zum Bäumefällen, Schlachten von Tieren, Pilze ausgraben, Rasenmähen, einfach für alles...bei den nich so seltenen Massakern, waren oder sind (Kongo) sie auch immer ein gern gesehenes Hilfsmittel.
Freitag, 6. November 2009
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Kommentare zum Post (Atom)
du schreibst aber schön, weltenreisender.da bekommt man ja sehnsucht nach ferne, dem dicken bernd, honig, reggae und hütten.schreib mal- geht wieder.hab deine imähladresse nicht.freu mich auf neue kurzgeschichten vom poet.frohe heiße weihnacht und nen ruhigen schlaf wünschen kastro und elke
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